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Android-Gerät als Second Screen unter Linux

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14.03.2021

Ich habe vor vielen Jahren einen Artikel in der iX veröffentlicht, in dem ich eine Idee vorgestellt habe, wie man in die Jahre gekommene Laptops als zusätzliche Bildschirme an einem Linux-Rechner nutzen könnte. Diesmal geht es darum, ob man in die Jahre gekommene Android-Tablets ebenfalls so nachnutzen kann.

Das Problem lösst sie in einfachen Worten wie folgt beschreiben: Ich habe ein Android-Gerät mit relativ großem Bildschirm, schließe es per USB an meinen Linux-Rechner an und möchte, dass es sich verhält wie ein weiterer Bildschirm für meinen Rechner.

Ich will gleich vorausschicken, dass ich nicht der erste bin, der diese Idee hat und dass es bereits eine große Menge von Artikeln im Internet gibt, die Anleitungen dafür liefern (sollen). Leider war es so, dass diese Anleitungen bei mir nicht funktionierten (Trotzdem habe ich sie am Ende des Artikels als Linksammlung angefügt). Ich gehe kurz auf die verschiedenen Strategien ein, die man im Internet dazu findet und erkläre, warum ich mich für die von mir ausgewählte entschieden habe.

Es gibt zunächst die Methode, eine VNC-Instanz zu starten, auf dem Android-Gerät einen VNC-Viewer zu starten und Synology oder heute Barrier zu nutzen, um die Maus transparent in VNC und dem normalen X benutzen zu können. Dieses Verfahren ist mit den wenigsten Schmerzen verbunden, hat aber das Problem, dass man Fenster nciht einfach auf das zusätzliche Display ziehen kann, sondern Anwendungen bereits beim Start sagen muss, auf welchem Display sie erscheinen sollen und das nachträglich nicht mehr ändern kann.

Eine zweite Methode baut auf der ersten auf - nur werden das physische Display und der gestartete VNC-Server danach mittels XDMX zu einem Screen zusammengefasst. Das sorgt dafür, dass die Lösung nahtlos funktioniert: Man kann nahtlos Fenster von Linux zu Andriod und in die Gegenrichtung verschieben und benötigt Barrier nicht mehr. Diese Lösung liegt damit auch nahe meiner damaligen iX-Veröffentlichung: Auch die beruhte letztlich auf den Features von XDMX.

Es existiert aber noch eine weitere Methode, die xrandr benutzt: Dort wird ein bis dahin inaktives Display (einfach xrandr aufrufen und in der Ausgabe nach potentiellen Kandidaten suchen) aktiviert. Anschließend wird ein vnc-Server gestartet, der nur für diesen virtuellen Bildschirm verantwortlich ist. Damit ist die Lösung bereits komplett. Bei mir funktionierte das nicht wirklich - obwohl mir xrandr 2 inaktive HDMI-Devices meldete konte ich keines davon aktivieren ohne dass meine Ausgabe (Ubuntu 18.04 mit OnBoard-Intel-Graphik und zwei Bildschirmen HDMI und DP) instabil und unbenutzbar wurde.

Es existiert eine Variante dieser Methode, die ein virtuelles Display erzeugt - dafür muss eine Beschreibung des Displays in /usr/share/X11/xorg.conf.d/ angelegt werden. Und hier kam mein Versuch ins Straucheln: es existiert im Internet eine Vielzahl von Anleitungen, die den Inhalt der anzulegenden Datei übereinstimmend beschreiben - mit dieser Majoritätslösung funktionierte das bei mir aber nicht! Statt dessen musste ich lange suchen, bis ich auf diesen Beitrag stieß, der den Inhalt der Datei anders beschreibt -

Beispielsweise mittels

joe /usr/share/X11/xorg.conf.d/20-virtual.conf

erstellt man die Datei folgenden Inhalts:

Section "Device"
        Identifier      "Configured Video Device"
    Driver "intel"
    Option "TearLess"   "1"
EndSection

Section "Monitor" Identifier "Configured Monitor" EndSection

Section "Screen" Identifier "Default Screen" Monitor "Configured Monitor" Device "Configured Video Device" EndSection

Anschließend holt man sich eine passende Modeline für die gewünschte Auflösung

cvt 1280 752

macht sie dem System bekannt:

xrandr --newmode "1280x752_60.00"   77.75  1280 1344 1472 1664  752 755 765 781 -hsync +vsync

ordnet sie dem Display zu:

xrandr --addmode VIRTUAL1 1280x752_60.00

und kann anschließend vnc starten:

x11vnc -display :0 -clip 1280x752+3840+0 -usepw -xrandr -forever -nonc -noxdamage -repeat

Interessant dabei ist, dass das virtuelle Display anschließend auch in den Einstellungen auftaucht und seine Position relativ zu den tatsächlich vorhandenen dort auch angepasst werden kann (wichtig für den Übergang der Maus zwischen den Geräten).

Abschließend sei noch hinzugefügt, dass man bei Benutzung eines USB-Kabels zur Verbindung beider Geräte mittels adb kein Netzwerk benötigt, sondern die Übertragung des Bildes über das USB-Kabel erfolgen kann. Und natürlich ist dieses Vorgehen nicht auf Android-Geräte beschränkt: Jedes Gerät mit einem Bildschirm, auf dem ein VNC-Viewer existiert und das einen Bildschirm besitzt kann auf diese Weise nachgenutzt werden: PCs, Apples, iPads,...

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Manche nennen es Blog, manche Web-Seite - ich schreibe hier hin und wieder über meine Erlebnisse, Rückschläge und Erleuchtungen bei meinen Hobbies.

Wer daran teilhaben und eventuell sogar davon profitieren möchte, muß damit leben, daß ich hin und wieder kleine Ausflüge in Bereiche mache, die nichts mit IT, Administration oder Softwareentwicklung zu tun haben.

Ich wünsche allen Lesern viel Spaß und hin und wieder einen kleinen AHA!-Effekt...

PS: Meine öffentlichen GitHub-Repositories findet man hier - meine öffentlichen GitLab-Repositories finden sich dagegen hier.