Islamistischer Hintergrund - fuck, yeah!

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02.08.2016

Wie ich schon früher erklärte, trauere ich um jeden einzelnen Menschen, der bei Ereignissen wie denen in München, Nizza oder Ansbach ums Leben kommt. Nichtsdestotrotz muss ich heute wieder einmal ein wenig Luft ablassen.

Mir geht gewaltig auf den Zeiger, dass diesmal in unmittelbarer (zeitlicher) Nachbarschaft Ereignisse stattfanden, die in den Medien ein stereotypes Muster bedienten: Der Attentäter sieht aus wie einer der Flüchtlinge - sofort überbieten sich unsere Politiker und - unreflektiert - unsere Medien mit Hinweisen auf den islamistischen Hintergrund.

Unsere Bundeskanzlerin kommt wieder mal mit der Idee des Einsatzes des Heeres im Landesinneren. Scheint vergessen zu haben, wie erfolgreich das Modell im letzten Jahrhundert war.

Komisch nur, dass bei den Idioten in München niemand von rechtem Terror spricht - ich weiß selber, dass es dafür (noch) keine Beweise gibt. Aber nach dem Auffinden des Materials zum Thema Breivik bei den Sachen des Täters bin ich schon überrascht, dass es niemanden gab, der die Frage nach dem rechten Terror in Deutschland gestellt hat. Nicht dass wir sowas nicht erst kürzlich (historisch gesehen) hatten. Kann sich also keiner drauf rausreden, dass das in Deutschland noch nie vorgekommen ist.

Und ich habe auch die Frau aus der Uckermark nach der NSU-Anschlagsserie nicht nach der Bundeswehr rufen hören. Keine Maßnahmen vergleichbarer Härte und Ungerechtigkeit wurden nach den Amokläufen mit Sportwaffen durchgesetzt wie sie jetzt gegen Flüchtlinge und generell Ausländer diskutiert werden und teilweise bereits verabschiedet wurden.

Es scheint ja bereits das Interesse am Koran für einen Moslem auszureichen, ihn ungestraft als Teil einer islamistischen Weltverschwörung zu brandmarken. Aufklärung - schon mal gehörtden Begriff? Wenn ich mir dann noch reinziehe, dass die sogenannte westliche aufgekärte Welt, die ach so fortschrittlich sein will, bei jeder Bombe,die sie in Ländern, in denen sie eigentlich nichts zu suchen hat, abwirft, davon erzählt, dass sie den leidenden Völkern Demokratie und Zivilisation bringt, muss ich kotzen.

Man sagt ja oft, dass das vornehmste Unterscheidungsmerkmal, dass uns Menschen von den Tieren trennt, die Fähigkeit sei, die Vergangenheit aktiv zu reflektieren und daraus Lehren ziehen zu können. Das ist Humbug. Speziell wenn irgendwlche Prolls erzählen, dass den Moslems Achtung vor der Frau beigebracht werden muss... Weiß noch irgendjemand, wann indiesem unseren Land die Regelung abgeschafft wurde, dass - wenn eine Frau arbeiten gehen wollte - der Mann den Arbeitsvertrag mit unterschreiben musste, um ihr das zu erlauben?

Und wir, die wir seit einer oder anderthalb Generationen leichte Fortschritte machen, wollen wirklich anderen Leuten beibringen wies geht? Mann oh Mann - wenn man das einem erzählt, kann der das nur für einen Witz halten. Das ist einer der Gründe, warum immer wieder neue junge Menschen für die Ideen des Extremismus gewonnen werden. Die Arroganz und Geschichtsvergessenheit unserer Politiker, Medien und sogenannten Intellektuellen.

Ein Lehrer oder Meister hat eine lange Zeit der Erfahrung und vermittelt sein Wissen durch sein Beispiel. So sollte es laufen. Wir sollten endlich ehrlich mit den sogenannten "Drittweltländern" umgehen. Auch Weltläden sind für mich übrigens genauso unehrlich.

Es gibt nicht "die Moslems" - es gibt auch nicht "die Amerikaner" oder "die Russen" - besonders Leute, die sich auf die zivilisatorischen Werte der Aufklärung berufen, sollten endlich ehrlich sein und die Freiheit des Individuums anerkennen - bei allen und nicht nur beidenen, die uns vom Aussehen her zufällig ähnlicher sind als andere.

Und noch ein kleiner Nachsatz: Gestern hörte ich mir im Deutschlandradio die Presseschau an. Auch wieder kein Ruhmesblatt für Politik und Medien. Ich hege keine Sympathie für das, was Herr Erdogan in der Türkei tut. Aber dass jede Zeitung und jeder Politiker offenbar die Meinung heraustrompeten musste, dass "Türken gefälligst in die Türkei fahren sollen, wenn sie was zur türkischen Politik sagen wollen" hat wieder mal mein Blut in Wallung gebracht: Sie selber wollen Herrn E. ja auch erklären, wie und was er in der Türkei zu tun hat. Dazu fahren sie aber auch nicht hin. Und eigentlich überflüssig, zu erinnern, dass das natürlich nur für die Türken gilt, die pro-Erdogan eingestellt waren. Die die gegen ihn diskutiert und demonstriert haben oder auch die sogenannte syrische oder ukrainische Opposition wurde und wird hier und in ganz Europa oder sollte ich sagen in der ganzen "fortschrittlichen Welt" hofiert - die müssen auch nicht in ihr jeweiliges Land zurück, wenn sie Einfluss auf die dortige Politik nehmen wollen?

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Manche nennen es Blog, manche Web-Seite - ich schreibe hier hin und wieder über meine Erlebnisse, Rückschläge und Erleuchtungen bei meinen Hobbies.

Wer daran teilhaben und eventuell sogar davon profitieren möchte, muß damit leben, daß ich hin und wieder kleine Ausflüge in Bereiche mache, die nichts mit IT, Administration oder Softwareentwicklung zu tun haben.

Ich wünsche allen Lesern viel Spaß und hin und wieder einen kleinen AHA!-Effekt...

PS: Meine öffentlichen GitHub-Repositories findet man hier - meine öffentlichen GitLab-Repositories finden sich dagegen hier.