Literaturempfehlung: KI, AI, ML = Crap

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28.12.2018

Ich weiß auch nicht, warum ich neuen Technologien - und ich nutze das Wort hier wirklich in seinem weitesten Sinne - neuerdings so ablehnend gegenüberstehe. Ist es mein Alter? Oder ist es, weils Bullshit ist?

Ich fand den Artikel beim Stöbern im Internet. Er spricht mir aus der tiefsten Seele. Besonders rate ich, den Links zu folgen. Wenn man das tut, öffnet sich ein Panoptikum des Scheiterns, das extrem unterhaltsam wäre, wenn man nicht daran dächte, dass so viele klassische Automatisierungslösungen durch diesen Schwachsinn abgelöst wird und werden soll, weil irgendwelche Marketing-Futzis, die wirklich gar keine Ahnung von dem Feld haben, Entscheider in irgendeiner Bar besoffen gemacht haben.

Noch schlimmer wird das Ganze noch, wenn man sich vorstellt, dass solche Lösungen aus denselben Gründen für neue Probleme angewendet werden ohne auch nur zu versuchen, sie mit klassischer Automatisierung zu lösen - Stichwort: Autonome Fahrzeuge.

Ich habe auf diesem Gebiet während meiner Zeit an der Uni viele Erfahrungen gesammelt. Ich habe meine Diplomarbeit auf diesem Gebiet erarbeitet. Und ich habe das Gebiet weiter beobachtet. In dieser ganzen Zeit hat sich in mir folgender Gedanke verfestigt, der oberflächlich betrachtet dem guten alten Stabilitäts-Plastizitäts-Dilemma ähnelt, aber darüber hinau geht: Alle sogenannten "Lösungen" auf diesem Gebiet hören auf, wenn das System entsprechend seiner Gütefunktion einen Fehler unterschreitet - idealerweise während es auf vorher unbekannten Testdaten arbeitet. Dann wird es nur noch eingesetzt. Ich habe aber noch nie davon gehört, dass ein solches System daraufhin überwacht wird, ob es sich unsicher wird und wenn es da eine bestimmte Schwelle überschreitet, wieder neu trainiert wird.

Ein Beispiel aus der realen Welt: Jemand der in Deutschland aufwächst wird im Alter von sagen wir 18 Jahren zuverlässig Sakralbauten von Wohnhäusern unterscheiden können - man kann denjenigen nehmen und ihn mit verbundenen Augen in irgendein Dorf fahren, in dem er noch nie war und von dem er bisher noch nie Bilder oder Videos gesehen hat - er wird zuverlässig in der Lage sein, die Kirche von den großen Bauten im Industriegebiet unterscheiden zu können. Der Trainer des Systems ist zufrieden und sagt, dass die Ausbildung beendet ist.

Jetzt stelle man sich vor, dass dieser Mensch mit seinem antrainierten Wissen auf Reise geschickt wird - zu Fuß nach Japan. Auf seiner Reise soll er in jedem Ort jeweils wieder dieselbe Unterscheidung treffen. Jedem Leser ist sofort klar, dass das nicht funktionieren wird.

ML, AI und KI-Systeme sollen aber genau das leisten können. Wieder ein Punkt, an dem ich mir sage, dass es völlig unmöglich ist, Künstliche Intelligenz zu schaffen, denn um irgendetwas künstlich herzustellen, muss etwas Natürliches da sein, von dem man es abgrenzen und unterscheiden kann.

Zum Schluss (wer so weit gelesen hat - Respekt!) noch eine klassische Literaturempfehlung : Die Geschichte Ananke von Stanislaw Lem.

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Manche nennen es Blog, manche Web-Seite - ich schreibe hier hin und wieder über meine Erlebnisse, Rückschläge und Erleuchtungen bei meinen Hobbies.

Wer daran teilhaben und eventuell sogar davon profitieren möchte, muß damit leben, daß ich hin und wieder kleine Ausflüge in Bereiche mache, die nichts mit IT, Administration oder Softwareentwicklung zu tun haben.

Ich wünsche allen Lesern viel Spaß und hin und wieder einen kleinen AHA!-Effekt...

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