Raspi Zero W als NAS-USB-Stick

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15.11.2020

Ich hatte neulich die Aufgabe, Daten von einer USB-Festplatte zu retten. Der Besitzer fragte mich in diesem Zusammenhang, ob es eine bessere, sicherere Variante der Datenspeicherung gäbe. Ich dachte sofort an mein NAS und schlug so etwas vor. Ich nahm die Festplatte mit und so begann die ganze Geschichte...

Meine Idee war ja gewesen, dass der Fernseher, an den die Festplatte angeschlossen wurde auch Netzwerkanschluss hat und daher auch auf ein Im Heimnetz verfügbares NAS bzw. dessen Samba-Shares zugreifen können sollte.

Aber zunächst Schritt eins: das Wiederherstellen der Daten auf der USB-Festplatte. Nachdem ich ein wenig herumprobiert hatte, sah ich wieder deutlich mehr Dateien als vorher zu sehen gewesen waren - allerdings alle mit seltsamen, mir nichts sagenden Dateinamen. Ich wusste, dass sich auch Filme darunter befinden musstren und versuchte, einige davon mittels VLC anzuzeigen - Fehlanzeige!

Nach fruchtlosen Versuchen recherchierte ich im Internet nach den Dateinamensendungen - und siehe da: ich wurde fündig! Allerdings war das nicht sie Lösung: die Endung .srf wird vom Samsung Smart-TV-Geräten für die in ihrem eigenen proprietären Format angefertigten Mitschnitte verwendet. Ich konnte also erst einmal nicht feststellen, ob die Datenrettung wirklich gelungen war oder die nun wiederhergestellten Dateien korrumpiert und damit unbenutzbar waren, da mir kein Samsung-Gerät zum Testen zur Verfügung stand und ich sowieso den Verdacht hatte, dass man die Mitschnitte nur an exakt dem Gerät würde anzeigen können, an dem sie einmal angefertigt worden waren.

Das dämpfte zunächst meine Erwartungen an die Idee mit dem NAS - bis ich mich erinnerte, dass man einen Pi Zero W in allerlei USB-Gadgets verwandeln kann - unter anderem in einen USB-Massenspeicher. Für den Smart-TV würde das dann wie ein Stick oder eine USB-Festplatte aussehen. Der Pi Zero W hat aber nicht viel Ram und eine SD-Karte als Speicher für Transportströme schloss ich von Vornherein aus - ich wollte ja eigentlich auf einem NAS speichern um in den Genuss der Datensicherheit eines RAID zu kommen.

Es gibt zwar vorgefertigte NAS von QNAP, die anbieten, per USB oder Thunderbolt an PCs angeschlossen werden zu können - aber da ist die Frage, ob ein Smart-TV ein solches Gerät erkennt und dann damit arbeiten möchte. Für einen solchen Test über 300 Euro auszugeben und dann unter Umständen mühsam eine Rücksendung zu vereinbaren - darauf hatte ich keine Lust. Also überlegte ich weiter in Richtung Pi Zero.

Ich suchte zunächst einmal einige Anleitungen im Internet heraus, die die Einrichtung eines solchen Kleincomputers als Speicherstick zum Thema hatten. Leider machen fast alle diese Anleitungen nur akademische Beispiele: Anlegen einer Image-Datei auf der SD-Karte, die dann den Massenspeicher darstellt. Glücklicherweise fand ich eine Anleitung, die mir zeigte, dass das entsprechende Kernel-Modul auch Block-Devices benutzen kann. Und bei Block-Device war die Kopplung zum NAS nur noch Formsache - wenn dieses NAS iSCSI-Targets zur Verfügung stellen kann.

Mein selbstgebautes kann das natürlich also setzte ich einen entsprechenden Test auf und konnte feststellen, dass der Pi fertig eingerichtet als USB-Stick von meinem dummen Fernseher erkannt wurde. Daraufhin setzte ich mich noch einmal hin und sorgte dafür, dass der Massenspeicher-Modus über einen SystemD-Service beim Booten gestartet wird und dass das Dateisystem des Pi Zero nur noch lesbar war (denn die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, dass man den Pi ordentlich herunterfährt, wenn man ihn als USB-Stick benutzt).

Als letzte Anmerkung vor der abschließenden Liste von Links muss ich natürlich noch einige Worte zu den Performance-Daten verlieren: Durch die geringe Prozessorleistung und das Systemdesign als Ganzes (USB 2.0) bedingt kommt diese Lösung auf eine Leserate von ungefähr 3MB/s und eine Schreibrate von ungefähr 5MB/s. Heutzutage sicher indiskutabel - obwohl es für die Auslieferung von FullHD-Transportströmen reicht. Wer ernsthaftes Interesse hat, kann andere Hardware nutzen - ich habe gelesen, dass der Raspberry Pi 4 ebenfalls über USB-OTG-Möglichkeiten verfügen soll - ebenso wie der RockPi 4.

Die Links, die mich bei der Implementierung der Lösung unterstützten sind hier nochmal zusammengefasst:

Artikel, die hierher verlinken

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